Interview mit Gisela Bayer

Interviewfragen an Gisela Bayer, www.glowinggourmet.com

Gisela verzaubert ihre Schüler und Gäste mit wunderschönen Rohkosttorten und perfekt farblich abgestimmten Gerichten.

Gisela, du hast ein sehr bewegtes Leben hinter dir. Du bist schon in vielen Ländern gewesen, hast dort gearbeitet und hast einen unheimlich großen Erfahrungsschatz gesammelt. Stell dich doch mal bitte meinen Lesern vor.

Ich bin in Aschaffenburg geboren und lebe im Moment im schönen Norddeutschland, in der Nähe von Bremen.

Als Sozialpädagogin und später als Waldorflehrerin habe ich in verschiedenen Ländern gearbeitet, bis die Rohkost mich vor 11 Jahren „gefunden“ hat.  Seit dem habe ich mehrere Ausbildungen in Kanada und den USA gemacht habe mich ganz diesem faszinierenden Thema gewidmet.

Ernährst du dich überwiegend von Rohkost?  Wenn ja, seit wann?

Ja, ich ernähre mich seit 11 Jahren von 100 % veganer Rohkost und fühle mich fantastisch dabei. Während eines Aufenthaltes auf einer Heilpflanzenfarm in Kanada bin ich von einem Tag auf den anderen auf eine vollständige Rohkosternährung umgestiegen und seit dem immer dabei geblieben.

 

Ist deiner Meinung nach eine 100-prozentige Rohkosternährung erstrebenswert?

Wer dies möchte, für den ist es sicherlich wunderbar. Es passt aber meiner Meinung nach nicht für alle Menschen, sich 100% von Rohkost zu ernähren, da viele individuelle Konstitutions-, Lebensstil- und soziale Faktoren hineinspielen. Ich denke, dass es jeder für sich selbst herausfinden muss, welcher Rohkostanteil am besten für ihn passt. Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass es sicherlich jedem Menschen gut tut, mehr lebendige Nahrung in seinen Speiseplan zu integrieren.

 

Welche Veränderungen hast Du psychisch und physisch durch die Rohkost festgestellt?

Ich habe nach der Umstellung schon sehr bald gemerkt, dass ich viel mehr Energie hatte, weniger Schlaf brauchte, im Kopf klarer war. Auch fühlte ich mich ausgeglichener, ruhiger, optimistischer und hatte viel bessere Nerven, so dass mich nichts so leicht aus der Bahn werfen konnte.  Auf der körperlichen Ebene haben sich bei mir nach und nach alle Krankheiten und „Wehwehchen“, die ich hatte, verabschiedet. So verschwand meine chronische Sinusitis, mit der ich mein ganzes Leben belastet war, innerhalb von einigen Wochen und kam nie mehr zurück! Meine sehr empfindliche Haut hat sich normalisiert, meine massiven Menstruationsprobleme waren schon nach einem Monat Rohkost verschwunden.  Früher hatte ich ganz regelmäßig Ausbrüche von Lippenherpes, mit dem ich ein bis zwei Wochen meine Klarinette und mein Saxophon nicht spielen konnte. Mit einem nun gut gestärkten Immunsystem hatte ich seit 11 Jahren keinen einzigen Ausbruch mehr!

Ich fühle mich mit dieser Art der Ernährung einfach rundum gut!

 

Hattest du bei der Umstellung Entgiftungserscheinungen? Wenn ja, wie bist du damit umgegangen?

Nachdem ich etwa 4 Wochen auf eine vollständige Rohkosternährung umgestellt hatte, machte ich die erste 10-tägige Saftfastenkur in meinem Leben. Während dieser hatte ich massivste Entgiftungserscheinungen! Etwa am dritten Tag zeigte sich ein roter Pustelausschlag am ganzen Körper, der unglaublich juckte. Ich sah aus, als ob ich Masern, Windpocken und Röteln zusammen hatte!  Ich weiß noch, wie ich in der Badewanne meine Haut mit Meersalz abrieb, um es überhaupt aushalten zu können! Unmengen von Schleim sind über die Nase  abgeflossen, meine Zunge war täglich dick und gelb belegt, aus den Ohren kamen große Mengen von Ohrenschmalz und ich hatte massive Kopfschmerzen! Dies war alles andere als angenehm! Ich hatte aber glücklicherweise eine sehr gute Betreuung von sehr erfahrenen Fastenleitern in dieser Zeit, so dass ich alles gut überstand. Außer den grünen Gemüse-Wildkräutersäften und Weizengrassäften hatten wir Schwitzhüttenzeremonien, praktizierten Trocken-Hautbürsten, Colon-Hydro-Therapie, Yoga, meditierten und bewegten uns viel im Freien.  Als mein Körper dann massiv Giftstoffe herausgeschleudert hatte, fühlte ich mich nach dem Fasten wie neugeboren in einem neuen Körper.

 

Welche Fehler werden aus deiner Sicht bei einer Rohkostumstellung oft gemacht?

Aus meiner Sicht gehen viele Menschen eine Umstellung auf Rohkost viel zu verkrampft und streng mit sich selbst an. Essen sollte meiner Meinung nach immer mit viel Freude, Lust, Appetit und Liebe geschehen. Das ist das Wichtigste, um mich auch wirklich gut zu nähren.

Oft werden auch viel zu viele süße Früchte und Trockenfrüchte konsumiert. Zucker ist Zucker, auch wenn er aus Früchten kommt und eine zuckerarme Ernährung ist sicher für jeden vorteilhafter.

Bei der Umstellung werden oft nicht genügend Gemüse, besonders grünes Blattgemüse und Wildkräuter gegessen. Das Chlorophyll in den grünen Pflanzen ist das Lebenselixier schlechthin!

Wichtig ist es auch, eine große Vielzahl von verschiedenen Nahrungsmitteln zu essen, um gut mit allen Nährstoffen versorgt zu sein. Algen, Superfoods wie Spirulina, Chlorella, Chia, Goji Beeren, Blütenpollen, Wildkräuter und fermentierte Lebensmittel… muss man erst einmal für sich entdecken.

 

Welche Mangelerscheinungen können deiner Meinung nach bei einer 100-prozentigen Rohkosternährung auftreten?

Wenn man sich gut informiert und richtig praktiziert, keine! Ganz im Gegenteil: gerade mit einer ausgewogenen, auf die jeweilige Person abgestimmte Rohkost-Ernährung ist man viel besser mit den nötigen Nährstoffen versorgt, als mit der herkömmlichen „Kochkost“.  Viele Ärzte, die therapeutisch mit Rohkost arbeiten, empfehlen Vitamin B12 und D3 zu supplementieren, was aber nichts spezifisches für die vegane Rohkost ist, sondern alle Menschen, egal wie sie essen, betrifft.

 

Was möchtest du Rohkost-Anfänger empfehlen?

Mit Freude, Spaß und Genuss ans Essen gehen.

Wissen, warum ich auf mehr Rohkost umstellen will.

Auf die Signale des Körpers hören.

Schritt für Schritt vorgehen. Eine ungesunde Sache weglassen, eine gesunde integrieren.

Kurse besuchen, um so zu lernen, was alles möglich ist in der Rohkostküche.

Liebevoll mit sich umgehen.

Entgiften, Fasten und Darmreinigung.

Sich mit anderen, die auf dem gleichen Weg sind, austauschen.

 

Hast du ein Rohkostlieblingsrezept? Wenn ja, welches?

Eines meiner absoluten Lieblingsrezepte ist mein Grünkohlsalat.

Dafür Grünkohl waschen, in kleine Stücke zupfen. Mit ein wenig Kala Namak, Zitronensaft und Olivenöl kräftig massieren, bis er weich und saftig ist. Nun eine reife Avocado darunter kneten. Zur Krönung einige Spirulina-Crunchies, Dulse-Flocken, Oliven und Tomatenstücke bzw. getrocknete Tomatenstücke und Hanfsamen dazugeben. Köstlich! Davon könnte ich in der Grünkohlzeit täglich eine ganze Schüssel verdrücken!

Wie sehen deine Projekte aus?

Ich möchte mein Kursangebot noch weiter ausbauen. Gerne würde ich auch zusammen mit anderen ein Rohkost-Café aufbauen. Ich möchte noch mehr auf Reisen gehen, mich rohköstlich weiterbilden und mich durch die Rohkost-Restaurants der ganzen Welt schlemmen!

 

Du bist unter anderem Referentin bei dem Weiterbildungsangebot der IHK Ludwigshafen „Fachberater für Rohkosternährung (IHK)“. Was möchtest du den Teilnehmern auf dem Weg geben?

Um Menschen gut beraten zu können, muss man sie da abholen wo sie sind und undogmatisch, offen, flexibel und einfühlsam sein. Es gibt ein wachsendes Interesse und Bewusstsein für gesunde Ernährung, deshalb sind ausgebildete Fachberater für Rohkosternährung sehr wichtig.

 

Vervollständige bitte diese Sätze:

Rohkost ist für mich Lebensfreude.

Für Rohkost würde ich gerne um die ganze Welt reisen!

Außer Ernährung ist eine positive Lebenseinstellung, Humor, Bewegung und Toleranz für ein gesundes Leben wichtig.

 

Hast du ein persönliches Motto?

Wenn man nur wirklich will, ist alles möglich!!!

 

Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei deinem Vorhaben. Wir sehen uns bald auf ein Seminar oder einer der nächsten Rohvolution®.

Vielen Dank, Nelly, dass ich hier sein durfte!

nelly
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