Interviewfragen an Astrid Krügel, Bloggerin bei www.rawrebel.de
Astrid, ich freue mich sehr, dass du dich bereit erklärt hast, dich meinen Interviewfragen zu stellen. Seitdem bekannt ist, dass eine Sendung mit Dir beim WDR gedreht wurde, hast du bestimmt viele Interviewanfragen. Umso mehr freue ich mich, dass du meiner RohKöstlich-Interview-Reihe beiwohnst. Stell dich doch mal bitte meinen Lesern kur vor.
Ich stelle mich mal vor. 🙂
Meine Eltern gaben mir den Namen Astrid. Das war vor 47 Jahren. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Ziehe ich meine Lebenslinie, dann ist das eher eine sehr kurvenreiche Strecke. Mit vielen Hügeln, Bergen und tiefen Tälern rechts und links des Weges.
Mittlerweile reise ich mit ca. 50 kg weniger Gepäck durch mein Leben. Und ich bin stolze Oma zweier wundervoller Enkelkinder (4 Jahre und 9 Monate). Ich schreibe in meinem Blog über die Dinge, die mich bewegen. Und davon gibt es viel.
Wenn ich dann noch andere Menschen zum Schmunzeln bringe und Mut machen kann, dass ANDERS gelingen kann, dann ist alles fein.
Du ernährst dich seit 2014 roh-vegan. Was hat dich dazu bewegt?
Vegan ernähre ich mich bereits seit 2010. Zur Rohkost bin ich dann allerdings nicht dadurch gekommen weil es gesünder ist – sondern weil ich einen/DEN Mann traf.
Dieser Mann hat mein Leben im März 2014 komplett auf den Kopf gestellt. Und er hatte in mir die Fähigkeit hervorgerufen, aus meinem alten festgefahrenen Leben wahrhaft ausbrechen zu können. So brauchte es dann nicht mehr viel, mich auch noch von der Rohkost zu begeistern.
Bewegt hat mich dazu also die Liebe. Und ich bin dabei geblieben. Allerdings nicht bei dem Mann.
Ist deiner Meinung nach eine 100-prozentige Rohkosternährung erstrebenswert?
Absolutheiten finde ich eher schwierig. Wenn ich mir dies “auferlege” und dann auch mal abweiche (aus welchen Gründen auch immer), dann entsteht eine Art von Schuld, von Leid und Versagensgefühlen, es nicht hinbekommen zu haben.
Eine Art der Gelassenheit hilft mir dabei resilient zu sein. Denn meist ist nicht die Situation des Erlebens das Problem, sondern wie wir darauf reagieren. Aus meinem Sack voller Erfahrungen kann ich das so sagen.
ICH mag morgens Kaffee. Auch alkoholfreies Hefeweizen und ab und an Kartoffelbrei mit Pflanzenmilch. Dafür könnte ich schon fast “Vater und Mutter” verraten. 😉
Alles nicht Rohkost. Aus diesem Grund sage ich, dass ich 95 % roh unterwegs bin.
Welche Veränderungen hast Du psychisch und physisch durch die Rohkost festgestellt?
Schon durch die Umstellung auf die vegane Lebensweise habe ich eine große Veränderung bemerkt. Psychisch vor allem. Ich hatte und habe das Gefühl emotional stabiler zu sein. Es werden sicher auch noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben.
Und durch die Rohkost?? Ich habe noch nie einen so großen Einfluss meiner Ernährung auf meinen seelischen “Zustand” erlebt.
Ich erlebe mich klarer im Geist. Meine Emotionen und meine Fähigkeit zu fühlen sind präsenter. Was nicht immer einfach ist. Ich bin weniger “gedämpft”. Weniger “benebelt”. Und ich komme schneller an “des Pudels Kern”.
Durch die Rohkost sehe ich die Welt mit anderen Augen. Rohkost ist mehr. Rohkost ist eine/meine Lebensweise.
Welche Fehler werden aus deiner Sicht bei einer Rohkostumstellung oft gemacht?
Aus meiner Sicht wird zu viel Obst und in nichtsaisonalen Zeiten gegessen, da wir so sehr süß-gepolt sind. Zu viel hochgezüchtetes Obst. Zu viel Zucker in den stark veränderten Früchten. Und das auch noch im Winter …
Dann folgen Hautrisse an den Fingern und den Mundwinkeln. Der Körper ist untergenährt und unterversorgt. Verlangt nach mehr. Irrtümlich dann in unserer Wahrnehmung mehr an “Müll”. Und wir fangen an zu frieren.
Während der Umstellung auf Rohkost sind Entgiftungserscheinungen möglich. Wenn ich diese nicht erkenne, dann meint man, man verträgt die Rohkost nicht.
Bei mir war und ist es die Haut. Heute sehe ich manchmal immer noch aus, wie in der tiefsten Pubertät.
Hier also die häufigsten Fehler aus meiner Erfahrung:
- zu viel Obst und das auch noch außerhalb der jeweiligen Saison
- zu wenig Grün (Wildkräuter, Spinat, Grünkohl – je nach Saison)
- zu wenig naturbelassene Rohkost
- zu viel pulverisiertes Superfood (macht die Rohkost unnötig teuer)
- zu viel Salz (ist auch mein „Laster“)
- zu viel Dogmatismus und Missionieren
- das Denken, immer „satt“ sein zu müssen
- zu wenig wirklichen Hunger
Was möchtest du Rohkost-Anfängern empfehlen?
Nur eine Woche reine Rohkost. Und dann erleben, was da passiert. Also einfach mal machen.
Eine Investition in sich selbst: Colon-Hydro-Therapie, denn im Darm sitzt der Tod. Und regelmäßige eigene Darmspülungen zu Hause. Geht ganz einfach ohne viel Aufwand.
Du bist eine junge Oma von zwei Enkelkindern. Wenn wir mit der Natur und der Welt weiter so umgehen wie bis jetzt, was glaubst du wie die Zukunft deiner Enkelkinder aussehen wird?
Wenn wir so weiter machen wie bisher? Wir sind auf einem sehr ungünstigen Weg gelandet.
Solange wir denken, dass Wissenschaft und Technologie uns aus diesem Schlamassel herausholen können oder der Durchbruch kommt, dass Krebs endlich besiegt werden kann, sind wir auf einem Holzweg.
So werden wir irgendwann in naher Zukunft gezwungen sein, nachdem zu suchen, was wir alle im Leben wichtig finden. Was wirklich bedeutsam ist.
Wenn ich die momentane Entwicklung weiterspinne, dann werden wir als Europäer Unmengen an Flüchtlingen bewältigen müssen, die zu hunderttausenden an den Küsten Afrikas stehen. Das wird unsere Gesellschaft massiv verändern, da wir nicht in der Lage sind, die Ursachen der Flucht in unserem eigenen Handeln zu entdecken und zu „beheben“.
Wenn wir gut sind, dann werden wir es geschafft haben, in Afrika Wind- und Sonnenergie zu erzeugen. Damit die Menschen vor Ort ihre Energie und den zwingend notwendigen lokalen Wohlstand generieren können.
Wir werden in 50 Jahren eine völlig andere Welt haben, da schon viel zu lange kein Interesse daran besteht, ein gemeinsames Europa entstehen zu lassen.
Wir werden in einigen Jahren wieder leidvoll erleben, dass wir nur aus Katastrophen lernen werden. Wir sind weder individuell noch kontinentalgesellschaftlich in der Lage, Prophylaxe zu betreiben.
Die iberische Halbinsel werden wir möglicherweise aufgeben müssen, wenn wir die „2 Grad-Grenze“ überschreiten. Die Griechen müssen sich eine neue Heimat suchen. Von Rom an südwärts werden sich die Menschen einen anderen Platz zum leben suchen. Das wird so heiß werden, dass da keiner mehr leben will und kann.
Wir werden große Probleme mit unserem Trinkwasser bekommen, da wir unser Wasser mit Nitraten und Phosphor versauen.
Wir steuern unausweichlich auf ein „Peak Everything“ zu. Denn aus begrenzten Ressourcen zu schöpfen, als gäbe es kein Ende, führt unausweichlich ins AUS.
Wir brauchen keine neuen Technologien. Die wirklichen Veränderungen, die wir brauchen, um diese düstere Aussicht zu verhindern, sind ethische Fragen, die wir dringend beantworten müssen.
Wenn wir unser gesellschaftliches Renditestreben auf den menschlichen Körper übertragen, dann ist das hochgradig streuender Krebs. Dafür braucht man keine Universitätsausbildung. Wir leiden an einem Wirklichkeitsverlust. Noch.
Weg von einem Wachstumsmodell hin zur Umverteilung nach Werten. Nicht nur innerhalb einer Gesellschaft. Auf Individualität zu setzen, darüber werden wir in Zukunft nur noch lachen.
Die kurzfristigen Horizonte unseres eigenen Lebens wird die Zukunft meiner Enkelkinder massiv verändern.
Du hast eine enorme Transformation durchgemacht. Wo hast du deine Motivation gefunden und welche Tricks würdest du jemanden geben, der seinen inneren Schweinehund nicht überwinden kann?
Ja, ich habe eine unglaubliche Transformation durchgemacht.
Ich war im August 2003 ca. 115 kg SCHWER. Ende August kippte DER berühmte Schalter. Ich wollte mit meinem ganzen Willen vor meinem 40. Geburtstag meinen ersten Berlin-Marathon laufen.
Da half vorher kein: #ab morgen, #ab Montag, #01. des nächsten Monats
oder am allerbesten: #ab 01.01. …
Ein Jahr später wog ich “nur” noch 70 kg. In einem Jahr verlor ich ca. 45 kg Ballast.
Die nächsten Jahre bin ich sehr oft durch die Hölle gegangen. Abnehmen ist nur die eine Seite der Goldmedaille. Mein Gewicht halten war viele Jahre eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit meinem seelischen Ballast. Mittlerweile halte ich mein Gewicht bei 63 – 67 kg.
Mein rohveganer Lebensstil, meine Fähigkeit immer wieder auf die Themen meines Schattens zu schauen und die Freude an der Bewegung sind die wesentlichen Gründe, warum es mir gelingt, mein Gewicht zu halten. Und damit jede weitere Veränderung möglich zu machen.
Mittlerweile muss ich meinen Schweinehund weitgehend nicht mehr überwinden.
Wenn, dann zeigt er sich als Schweinehündchen. Gottseidank. Das war lange anders. Dann habe ich mir immer vorgestellt, wie stolz ich bin, wenn ich mich bewegt habe. Und wie großartig sich dies danach anfühlt. Mit diesen Bildern im Kopf gelang es mir in der Vergangenheit meinen inneren Schweinhund schnell wieder in seine Hütte zu schicken. Dort war er ganz stumm. Bis zum nächsten mal als er mich wieder anbellte. Dann holte ich mir wieder und wieder diese Bilder und das Gefühl nach dem Laufen.
Was möchtest du am Ende deines Lebens sagen können?
Ich werde am Ende meines Lebens meinen Enkeln und Urenkeln Geschichten des Gelingens und der Zuversicht aus meinem Leben erzählen. Dabei in einem Garten sitzen und anderen Menschen Mut machen. Sie inspirieren und einladen Veränderungen zu wagen.
Meinen Enkeln und Urenkeln von glücklichen und zufriedenen Menschen berichten, die ich durch mein Sein beflügelt habe. Ich berichte darüber, dass es gelingt, die Welt im Kleinen ein bisschen besser zu machen.
Das heißt für mich, nicht umsonst gelebt zu haben.
Wie sehen deine Projekte aus?
Am 06.11.2016 nehme ich mit Michael Klotzbier an der AOK-Heldenstaffel teil. Darauf freue ich mich sehr.
Ich werde weiter über und mit meinem Blog Menschen einladen, neue Wege zu gehen. Ihnen Mut machen, dass Veränderungen gelingen können. Und sie inspirieren. In ihnen Leben wecken.
Meine Vision:
Ich gebe Workshops und Seminare, in denen ich meine Begeisterung und die Fähigkeit zur Veränderung weitergeben kann. Es gelingt mir dabei in Kooperationen, meine Entzückung für die Rohkost an andere Menschen weiterzugeben.
Und ich schaffe es, genau das Thema Veränderung und Loslassen können auf die Bühne der Führungsfähigkeit ins Business und somit in die Wirtschaft zu tragen.
Ich will „Reinventing Organisations“ leben. Denn das ist das, was wir alle brauchen. Neue Formen sinnstiftenden Zusammenseins zu finden und zu erleben.
Und ich werde vor meinem 50. Geburtstag mein eigenes Buch geschrieben haben.
Vervollständige bitte diese Sätze:
Rohkost ist für mich … meine Befreiung, meine Lebensweise.
Für Rohkost (würde ich gerne) … gebe ich gern einen guten Teil meines bescheidenen Budgets aus.
Außer Ernährung … gibt es in meinem Leben noch andere Dinge, die zu meiner seelischen Balance gehören.
Hast du ein persönliches Motto?
Ja, habe ich. Ich liebe David Bowie. Ein Meister der Veränderung. Und der Inspiration.
“Sprich in Extremen, es wird Dir Zeit sparen.” – “Speak in extremes. It ‘ll Save you time.”
We can be heroes, just for one day.
Vielen Dank für das Interview. Ich wünsche dir noch viel Erfolg bei deinem Vorhaben. Wir sehen uns bestimmt bald auf einer der nächsten Rohvolution®.
Sehr sehr gern.
UND ich danke DIR. Dafür, dass Du Dich mit den Fragen wirklich beschäftigt hast. Diese auf mich bezogen sind.
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